Regeln der Etiquette für Bälle

Vorab

Die folgenden Regeln für den Umgang der Ballgäste wurden von 17th Missouri Volunteer Infantry Regiment übernommen. Die dort beschrieben Regeln (obwohl sie um das Jahr 1861 stammten) zeigen aber die Verhaltensregeln bei Bällen im 19. Jahrhundert sehr gut auf.

Unterscheide in der Etikette

Die Regeln der Etikette variierten sehr stark - je nach Land und politischem System. In Länder mit Monarchien orientierten sie sich meist an den jeweils geltenden höfischen Regeln. Meist betreffen diese Variationen jedoch nur Details, wie z.B. der Handkuss bei der Vorstellung oder die Art und Weise in der jemand vorgestellt wurde. In einem sind sich aber alle damaligen Etikette-Bücher einig: ..., denn trotz unterschiedlicher Details wird man die 'wahren Gentlemen & Ladies' immer an ihrem kultivierten Benehmen erkennen.

Regeln der Vorstellung

Die 'Vorstellung' oder das 'Sich-Miteinander-Bekanntmachen' war früher ein absolutes Muss, wenn man eine Dame zum Tanzen auffordern wollte und/oder eine Unterhaltung mit ihr führen wollte. Mit nicht vorgestellten Personen 'verkehrte' man damals einfach nicht!
Auf öffentlichen Bällen erfolgte diese 'Vorstellung' entweder durch den Gastgeber (oder dessen Gattin) oder man selbst stellte die Dame ,in seiner Begleitung, seine eigenen Bekannten und Freunde vor. Bitte dabei beachten, dass nur die Herren den Damen vorgestellt wurden.
ALSO: 'Darf ich vorstellen - Graf ABC.' - UND NICHT: 'Darf ich vorstellen - Gräfin ABC.
Auf einem privaten Ball war es dagegen durchaus statthaft, dass ein Herr sich auch einmal selbst einer Dame vorzustellen konnte (im Zweifelsfall ließ man sich aber besser durch den Gastgeber offiziell vorstellen).

Ball

Regeln der Begrüßung

Im Allgemeinen wurde früher ein Bekannter (z.B. auf der Straße oder in einer großen Gesellschaft) immer zuerst von den Damen 'erkannt' (die Damen zuerst zu 'erkennen' wäre als aufdringlich gewertet worden). Erst wenn dies geschehen war, konnte man seinen Gruß entbieten und evtl. nähertreten.
Wurde dabei eine Dame in Herrenbegleitung begrüßt, erwiderte natürlich auch der sie begleitende Herr den Gruß. Die Art der Begrüßung war abhängig davon, ob man sich auf der Straße traf (meist zog hier der Herr nur seinen Hut und die Dame neigte nur leicht den Kopf) oder ob man sich bei einem Empfang/Ball wiedersah (hier deutete der Herr eine leichte Verbeugung an und die Dame machte einen angedeuteten Knicks oder neigte leicht den Kopf).

Das Händeschütteln war absolut unüblich (so wie es heute im englisch geprägten Kulturkreis immer noch ist): So sollen sich Herr und Dame nie die Hände gegeben haben und selbst zwischen Herren soll dies recht selten und eigentlich nur bei sehr engen Freunden vorgekommen sein. Bei einer Dame wird ein Handkuss angedeutet.


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Ball

Aufforderung zum Tanz

Auf öffentlichen Bällen war es damals unüblich eine - obwohl bereits schon vorgestellte - Dame direkt zum Tanz aufzufordern. Der Herr musste diese Anfrage immer an den Begleiter (oder der Eltern bzw. einer Anstandsdame) der betreffenden Dame richten, der seine Bitte dann an die Dame weitergab und dann auch deren Antwort an den fragenden Herrn übermittelte. Auf einem privaten Ball dagegen konnte man - nach erfolgter Vorstellung - die Dame auch direkt zum Tanz auffordern.

Bei öffentlichen Bällen übernahm häufig der Tanzmeister (auch als maître de danse bezeichnet) die Rolle des Gastgebers. Auf Anfrage von Herren hatte er das Recht, die obligatorische Vorstellung durchzuführen, damit die betreffende Dame gefragt werden konnte, ob sie mit dem Herren tanzen möchte. Nach dem Tanz durfte der Herr dann aber nicht ohne weiteres eine Unterhaltung beginnen, denn im Allgemeinen war mit dem Tanz auch die 'flüchtige Bekanntschaft' mit der Dame beendet. Korrekterweise musste sich der Herr daher für weitere Tänze immer wieder vom Tanzmeister 'vermitteln' lassen. Wie in den Verhaltensweisen schon ausgeführt, waren mehr als zwei Tänze mit derselben Dame unschicklich.

Wenn ein Herr mehrere Damen zu betreuen hatte, so war es ihm durchaus gestattet einen, ihm fremde Herren anzusprechen und bei diesem anzufragen, ob er eine seiner Damen vorstellen dürfe und diese dann zum Tanz aufzufordern würde. Die Herren waren früher im Allgemeinen sehr vorsichtig beim ersten Gespräch mit den Damen, denen sie sich gerade vorgestellt hatten. Man sprach daher meist wenig und dann auch nur über allgemeine Themen - denn alles andere hätte nur einen schlechten ersten Eindruck erweckt.

Ball Der Herr tanzte anschließend unbedingt die erste Runde mit seiner Begleiterin. Erst dann war es ihm gestattet, auch mal eine andere Dame zum Tanz aufzufordern. Der Herr verbeugte sich hierfür grundsätzlich in angemessenem Abstand und fragte: 'Würde die Dame mir die Ehre erweisen/die Freude machen, mir diesen Tanz zu gewähren?'.
Erst wenn die Dame zugesagt hatte und aufgestanden war, wurde der rechte Arm angeboten. Die Dame führte dann meist einen angedeuteten Knicks aus, hakte sich am Arm des Herren ein und ging mit ihm zur Tanzfläche. Es empfiehlt sich dringlich, sich für diese Aufforderung nicht bis zur Mitte des Musikstückes Zeit zu lassen.

Wenn früher eine Dame diese Aufforderung zum Tanz abgelehnte, nahm dies der Herr ohne eine Miene zu verziehen zur Kenntnis und verabschiedete sich mit aller gebotener Höflichkeit (Verbeugung) von der Dame. Eine Ablehnung war früher keine Schande (selbst, wenn diese später mit anderen Herren tanzte), denn die Damen waren damals nicht dazu verpflichtet sich und ihr Verhalten in irgendeiner Weise erklären zu müssen. Der damalige Herr setzte vielmehr darauf, dass sein herrschaftliches Benehmen und seine gelassene Reaktion auf die Ablehnung der entsprechenden Dame evtl. doch noch imponieren würden.

Sowohl die Herren wie auch die Damen beherrschten früher (mehr oder weniger) alle gängigen Tänze eines Balls. Während des Tanzes wurden nur wenige, aber gut ausgeführte Tanzschritte gemacht, die Füße wurden nur kurz über dem Boden bewegt und die Körperbewegungen waren einfach, aber graziös, es kam für den Herrn mehr darauf an die Partnerin gut zu führen als seine Muskelkraft beim Tanz zu demonstrieren.

Am Ende des Tanzes bot der Herr der Dame dann wieder den rechten Arm an, um sie zu ihrem Platz zu geleiten. Wenn dieser Platz in der Zwischenzeit besetzt worden war, fragte der Herr die Dame, wo sie dann zu sitzen gedenke und führte sie dorthin. Nachdem die Dame Platz genommen hatte, bedankte sich der Herr für die ihm erwiesene Ehre des gerade gewährten Tanzes.

Benehmen

Als Zeichen von gewöhnlichem Benehmen galt früher das Stampfen mit den Füßen im Takt der Musik und zum Rhythmus der Musik in die Hände zu klatschen. Das übermäßige Bewegen des Oberkörpers beim Tanz wurde auch als unangebracht angehen, denn insgesamt wurde früher langsamer und weniger 'sportlich' getanzt, um Schwitzen und Erschöpfung zu vermeiden. Die allgemeine Stimmung war von Freundlichkeit und Ruhe geprägt, so dass auch Drängelei und Hast als Zeichen eines schlechten Benehmens empfunden wurden. Auseinandersetzungen während eines Balles, z.B. wegen kleiner Rempeleien, bei Abweisung durch Damen, Eifersucht oder bei Missverständnissen in der Tanzfigur, wurden auf das Sorgfältigste vermieden (es scheint jedoch ein Thema gewesen zu sein, da in jedem Etikette-Buch hierzu ein paar Zeilen zu finden sind.)Gab es doch mal Grund zum Klagen, regelten Tanzmeister oder Gastgeber dies schnell, und diskret.
Hier einige Tipps:

Länge: 2 Min. 18 Sek.
Länge: 1 Min. 46 Sek.
Erstausstrahlung: 22.10.2015
Erstausstrahlung: 05.11.2015
Produktionsdatum: 2015
Produktionsdatum: 2015

Etikette
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Regeln für den Umgang zwischen

Dame und Herr

Da eine Dame früher weder allein einen Ballsaal betreten durfte, noch allein durch diesen gehen sollte, hatte sie im Ballsaal jederzeit eine (möglichst männliche) Begleitung. Der Herr in der Begleiterrolle bot seiner Dame immer den angewinkelten rechten Arm an, wodurch die Dame daher immer an der rechten Seite des Herren ging.

Bei Gesellschaften kümmerten sich die Herren früher entsprechend intensiv um die Damen in ihrer Begleitung und um alle deren Belange und Wünsche, wobei 'echte Gentlemen' die 'Kunst' beherrschten, dieses nicht wie eine lästige Verpflichtung aussehen zu lassen. Die Damen ließen ihren Begleitern im Gegenzug aber auch die entsprechende Aufmerksamkeit zu teil werden und machten ihm dadurch seine Aufgabe als Begleiter zu einem echten Vergnügen.

Als echte Gentleman entschuldigten sich die Herren früher jederzeit bei den Damen - auch bei den kleinsten Missgeschicken. Dagegen wurden 'Zeichen großer Zuneigung', wie Zärtlichkeiten, Küsse etc., in keinem Fall in der Öffentlichkeit gezeigt, denn wie ein Etikette-Buch sagt: "Der Ballsaal ist nicht dazu gedacht, um Sex zu machen." Lautes Lachen oder Sprechen, Affektiertheit, ungeniertes Anstarren, Stirnrunzeln sowie herablassende oder spöttische Blicke galten früher als sehr unschicklich für die Damen der feinen Gesellschaft.

Spezielle Regeln für den Herrn

Da die Herren in der Regel beim Ball stehen und nur die Damen sitzen, waren diese Regeln hauptsächlich nur bei nicht ausreichenden Sitzplätzen gültig. Sobald sich früher eine Dame vom Tisch erhob, unterbrachen alle Herren am Tisch augenblicklich ihre Gespräche und erhoben sich ebenfalls. Sie setzten sich erst wieder, wenn die Dame (geleitet von ihrem Begleiter) den Tisch verlassen hatte. Wurde eine Dame an den Tisch geleitet, unterbrachen alle Herren am Tisch wiederum ihre Gespräche, erhoben sich und nahmen erst wieder Platz, wenn die Dame (unterstützt durch ihren Begleiter) am Tisch Platz genommen hatte.

Wenn ein Herr früher allein den Tisch (und/oder Raum) verlassen wollte, musste er zuerst seine Begleiterin in die Obhut einem anderen (befreundeten) Herrn geben, der sich in seiner Abwesenheit um die Belange seiner Dame kümmerte. Erst dann durfte er den Tisch oder den Raum verlassen, aber nicht ohne sich vorher für seine Abwesenheit entschuldigt zu haben. Wenn eine Dame den Raum verlassen wollte, musste ihr Herr sie hierbei begleiten und dort so lange warten bis die Dame wieder erschien. Anschließend kehrte die Dame in seiner Begleitung zu ihrem Sitzplatz wieder zurück. Rauchen in der Anwesenheit von Damen ist ein sehr schwerer Verstoß gegen die Etikette - und dies galt für drinnen wie auch draußen. Wenn früher ein Herr rauchen wollte, begab er sich dazu in den entsprechenden 'Rauchsalon'.
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