Gesellschaftliche Stellung der Bälle

Ball

In vergangenen Zeiten waren strenge Regeln für das Zusammentreffen der Geschlechter festgelegt. Die Tanzfläche war einer der wenigen Orte, wo sich Ehepartner öffentlich treffen konnte und eine Brautwerbung möglich war.
Der Ballsaal bürgte für Ehrerbietung und korrektes Verhalten aller Parteien, da die Bälle sorgfältig reguliert und beaufsichtigt wurden. Dennoch konnte sich die Jugend, unter dem Deckmantel der Musik und des Tanzes, sprechen und sich sogar berühren, was anderswo nicht erlaubt war. Private Bälle hatten gegenüber öffentlichen Bällen den großen Vorteil, dass die Gastgeber kontrollierten, wer anwesend war. Man konnte sich des Ranges der Gäste sicher sein, so dass die Beaufsichtigten beruhigt sein konnten, dass ihre Schutzbefohlenen nicht mit jemandem, unter ihrer sozialen Schicht, verkehrten.
Damals einen Ball zu organisieren war keine Kleinigkeit. Für alle Gäste mussten Musiker engagiert und das Abendessen vorbereitet werden. Karten oder Einladungen wurden zwei bis drei Wochen vor der Veranstaltung versandt und eine Antwort war zwingend nach ein oder zwei Tagen zu geben. Nach dem Ball wurden Dankesschreiben von allen Gästen in Anerkennung für die Gastfreundschaft erwartet.

Anzugsordnung für einen Ball

Bälle waren formelle Anlässe, die es ermöglichten, den Damen ihren Schmuck zu zeigen. Aber auch hier gab es gewisse Formalitäten. Der Modeball, war der formellste, ein Coillion- oder Debütantenball etwas weniger formell. 'Undress' oder 'fancy' Bälle luden die Gäste dazu ein, alle möglichen historischen oder fantasievollen Kostüme zu tragen. Wie auch immer die Form des Kleides aussehen mochte, Handschuhe waren wichtig, damit sich die Tänzer nicht direkt berührten.

Ball

Den Ball öffnen

Um 1790 wurden Bälle mit einem Menuett geöffnet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel die Praxis in Ungnade, da es viel zu lange dauerte, bis alle Paare im langsamen, eleganten Tanz eine Rolle spielen konnten. Später wurde der Ball von der Gastgeberin, der Dame von höchstem Rang oder der Person, zu deren Ehre der Ball gegeben wurde (wie z.B. ein Debütant, eine neue Braut oder ein gekröntes Haupt), eröffnet. Die Person, welche die höchste gesellschaftliche Rolle innehatte, nahm beim ersten Tanz die vorderste Position ein.
Die Dame von höchstem Rang, rief zum Tanz und bestimmte die zu tanzende Musik, die Figuren und Schritte. Die jungen Damen wurden höflichst darauf hingewiesen, dass sie die Figuren nicht zu schwierig für die anderen Tänzer machen sollten, besonders wenn es jüngere Tänzer gab.

Tanzpartner

Jeder Tanz benötigt einen Partner. Bei einem privaten Ball wurde, im Gegensatz zu einem öffentlichen Ball, jeder als eingeführt betrachtet, so dass jeder junge Mann eine junge Frau zum Tanzen auffordern konnte. Eine junge Frau signalisierte, dass sie am Tanzen interessiert war, indem sie die Schleppe ihres Kleides feststeckte. Wenn man sie zum Tanzen aufforderte, konnte sie es nicht ablehnen, wenn sie nicht beabsichtigte, den Rest der Nacht nicht zu tanzen. Von den Herren, es sei denn sie zogen sich in den Bibliothek zurück, wurde erwartet, dass sie den ganzen Abend über mit einer Vielzahl von Damen tanzten.
Es war ein Affront dies nicht zu tun. Ein Gentleman konnte einen Tanz im Voraus reservieren, aber die Zusage von mehr als zwei Tänzen mit einem bestimmten Partner war für den Ruf einer jungen Dame schädlich.
Sogar zwei Tänze hintereinander mit einer Frau signalisierten Beobachtern, dass der betreffende Mann ein besonderes Interesse an ihr hatte. Am Tag nach einem Ball würde ein Gentleman normalerweise mit der Dame korrespondieren, so dass eine junge Dame, die zwei Tänze mit demselben Gentleman getanzt hat, mit Recht eine weitere Bekanntschaft mit ihm erwarten könnte.
Oft waren die Frauen bei den Bällen zahlenmäßig in der Mehrheit. Daher war es nicht ungewöhnlich, dass Frauen mit anderen Frauen tanzten, statt den ganzen Abend zu sitzen. Es galt allerdings als ungehörig, wenn Damen vorher Angebote zum Tanz von Herren abgelehnt hatten und (zwei Herren durften auch zusammen tanzen (!), allerdings nur wenn keine Damen im Raum anwesend waren) dann zusammen tanzten.

Essen

In der Mitte des Abends hielten die Tänzer inne, um sich mit einem Essen zu strärken. Das Abendessen war notwendig, da die meisten Balltänze sehr lebhaft waren. Zusammen mit der Gastgeberin konnten die Damen in den Speisesaal gehen, in der Rangordnung vorangehen oder am Arm eines Gentlemans begleitet werden, dessen Rang dem ihren eigenen entsprach. Essen zum Ball

Der Tanzpartner für den "Abendtanz" war normalerweise auch der richtige Partner für das Essen. Im Speisesaal wurden den Gästen keine Sitzplätze zugewiesen. Die Gastgeberin saß an der Spitze des Tisches mit dem ranghöchsten männlichen Gast zu ihrer Rechten. Der Gastgeber nahm am Fuß des Tisches mit der ranghöchsten weiblichen Gast zu seiner Rechten Platz. Anderen Gästen stand es frei, ihre eigenen Plätze auszuwählen, obwohl es stillschweigend verstanden wurde, dass die Sitze, die der Gastgeberin am nächsten sind, von den Gästen mit der höchsten Rang, abstufend, besetzt werden sollten.
Jeder Herr würde sich selbst und seine Nachbarin aus dem Essen in seiner Reichweite bedienen. Er füllte auch Wein für die Damen in ihrer Nähe nach. Wenn ein Gericht von einem anderen Teil des Tisches benötigt würde, wurde ein Diener geschickt um es zu holen. Es war nicht wohlerzogen, einen Nachbarn um ein Gericht zu bitten. Auch für die Damen waren es schlechte Manieren, sich selbst zu bedienen oder nach Wein zu fragen.
Während des Essens sollte ein Herr die Damen, die ihm am nächsten standen, mit einnehmenden Unterhaltungen unterhalten. Die Liste der inakzeptablen Themen war weit größer als die der akzeptablen. Ein höflicher Mensch stellte keine direkten persönlichen Fragen an jemanden, den sie gerade kennengelernt hatten. Andere Fragen zu den Details ihrer Kleidung zu stellen oder sie sogar zu beglückwünschen, kann ebenfalls als unverschämt betrachtet werden. Skandale und Klatsch sollten in der öffentlichen Unterhaltung ausgelassen werden. Hinweise auf Schwangerschaft, Geburt oder andere natürliche Körperfunktionen wurden als grob eingestuft und sorgfältig vermieden. Sollte die Sitzplätze begrenzt sein, essen die Herren im Stehen und lassen die Damen Sitzen.

Ball

Tänze

Landtänze, Polonaise, Quadrille machten den größten Teil des Tanzes aus. Ein Tanz, der wahrscheinlich nicht in einem Ball des Empires (im englischen Regency) - Ära zu finden war, war der Walzer. Der Walzer erschien erst um 1806.
Als der Walzer eingeführt wurde, wurde er wegen des körperlichen Kontakts als schockierend angesehen. Selbst Lord Byron fand es skandalös, dass sich Menschen auf der Tanzfläche "umarmen". Es war unwahrscheinlich, dass der Walzer in öffentlichen Bällen (in England) bis zum Ende der der Empire- (im englischen Regency) Ära gespielt wurde und selbst danach wurde er nicht gern gesehen. Im übrigen Europa wurde der Walzer dann, besonders ab 1815, auf Bällen im zunehmenden Maße gespielt.

Historische Tänze»

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